Die Regierung von Giorgia Meloni plant, die enormen Goldreserven der italienischen Zentralbank dem Staat zu übertragen. Gleichzeitig sollen die Bürger ihre nicht deklarierten privaten Goldreserven durch eine einmalige Abgabe legitimieren. Italien betreibt eine zweischneidige Politik mit dem Edelmetall.
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Gold besitzt eine jahrtausendelange Historie als Wertaufbewahrungsmittel und Transaktionsvehikel. Seit der großen Finanz- und Schuldenkrise der Jahre 2008 und 2009 erlebt das Edelmetall in der modernen Zeit ein Comeback, das zunächst kaum Beachtung fand – nun aber in einen regelrechten Goldrausch überzugehen scheint, blickt man auf die Goldkäufe von Notenbanken rund um den Globus.
Allein im laufenden Jahr stieg der Goldpreis um etwa 55 Prozent. Zu den wichtigsten Käufern zählen überwiegend Notenbanken wie die People’s Bank of China oder die russische Zentralbank. Seit klar ist, dass das SWIFT-System und der US-Dollar durch Embargos, Sanktionen und Transaktionsausschluss als geopolitische Waffen eingesetzt werden, fühlt sich insbesondere die Staatengruppe der BRICS buchstäblich gezwungen, ein goldgedecktes Währungssystem zu schaffen, das für wechselseitiges Vertrauen der beteiligten Partnerstaaten sorgen soll.
Welcher Staat würde schon gern seine Währungsreserve in einer Währung wie dem digitalen Yuan anlegen, die im Falle politischer Reibereien per Knopfdruck jederzeit eliminiert werden kann?
Melonis Vorstoß: Das italienische Gold rückt ins Zentrum
In diesem Klima wachsender Unsicherheit und weiter steigender globaler Staatsverschuldung ist die Nachricht von hoher Bedeutung, dass am 26. November die Fraktion der italienischen Ministerpräsidentin Giorgia Meloni, die Fratelli d’Italia (FdI), einen Antrag in die laufende Haushaltsdebatte eingebracht hat, der sich mit den Goldreserven der Banca d’Italia beschäftigt.
Der Antrag sieht vor, dass die Goldreserve von 2.452 Tonnen, deren Wert auf etwa 300 Milliarden US-Dollar geschätzt wird, aus der Verfügungsgewalt der italienischen Nationalbank herausgelöst und auf den Staat – im Namen des italienischen Volkes – übertragen wird.
Wie es aus Regierungskreisen heißt, diene dieser Schritt der Absicherung, damit die Goldbestände nicht eines Tages gegen den Willen des Staates verwendet werden.
Misstrauen gegenüber der EZB?
Was ist hier geschehen? Auf wen verweist die Regierung hier im konspirativen Unterton? Man könnte diesen Schritt als ein offenes Misstrauensvotum der italienischen Regierung gegenüber der Europäischen Zentralbank (EZB) lesen. Deren Bestrebungen, die nationalen Goldreserven der Mitgliedstaaten unter ihrer Obhut zu konsolidieren, sind bekannt – und wurden verschiedentlich auch von der Deutschen Bundesbank zurückgewiesen.
Gold gilt nach wie vor als eine der letzten souveränen Rückzugsmöglichkeiten der europäischen Nationalstaaten innerhalb des Gemeinschaftsraums der Eurozone.
Schließen wir an dieser Stelle einmal den unwahrscheinlichen Fall aus, dass die italienische Regierung diese fundamentale Staatsreserve monetarisiert, um kurzfristig Staatsschulden zu decken.
Strategische Reserve
Eine mögliche Erklärung könnte sein, dass sich Italien mit einer strategischen staatlichen Goldreserve – ganz ähnlich wie die Vereinigten Staaten – für den Ernstfall eines möglichen Eurozonen-Kollapses wappnet. Die Emission einer zumindest teilweise goldgedeckten nationalen Währung könnte in einem solchen Szenario die wirtschaftlichen Abläufe während der turbulenten Übergangsphase unmittelbar stabilisieren und die Zinsen unter Kontrolle halten.
Eine zweite Option findet sich in einer finanztechnischen Operation: Italien könnte einen Teil seiner Goldbestände als harte Deckung für neue Staatsanleihen einsetzen und das Edelmetall damit direkt in die eigene Zinskurve einbetten. Ein solcher Schritt würde das Vertrauen der Investoren stärken, die Refinanzierungskosten senken und die mittelfristige Tragfähigkeit der Staatsfinanzen heben – vorausgesetzt, Rom gelingt es, die Haushaltsdisziplin zu stärken.
Italiens Sonderweg
Italien wäre damit einer der größten staatlichen Goldhalter weltweit – und es wäre kaum überraschend, wenn die Regierung von Giorgia Meloni in dieser Frage einen europäischen Sonderweg einschlüge.
Erste Absetzbewegungen vom Brüsseler Kurs sind längst zu erkennen. In der Migrationspolitik versuchte Italien seit Jahren eigene Vorstellungen durchzusetzen, scheiterte aber regelmäßig am innenpolitischen Widerstand – und an der Machtposition von Präsident Sergio Mattarella, der die Linie der EU konsequent verteidigte. Auch in der Energiepolitik arbeitet Italien seit Jahren unter Hochdruck daran, sich über die TransMed-Pipeline in seiner Gasversorgung über Algerien und Tunesien unabhängig zu machen.
In der Summe verdichten sich die Anzeichen, dass sich Italien Stück für Stück, gleichsam im Schatten von Brüssel, seine Exit-Strategie zurechtlegt – sowohl in der Energie- als auch in der Währungspolitik. Für Brüssel wäre das ein geopolitisches Problem ersten Ranges, nicht zuletzt aufgrund der traditionell guten Verbindungen Roms zur amerikanischen Regierung von Donald Trump.
Der verborgene Schatz der Italiener
Zeitgleich mit dem Versuch, die staatliche Goldreserve aus der Verfügungsgewalt der Notenbank herauszulösen, wurde bekannt, dass die Regierung plant, auch die privaten Goldbestände der Bürger zu dokumentieren. Diese sollen etwa die doppelte Menge der Staatsreserve umfassen – also über 5.000 Tonnen. Ein ungeheurer Goldschatz in den Händen der italienischen Bevölkerung.
Eine einmalig reduzierte Abgabe von 12,5 Prozent, gemessen an der gegenwärtigen Wertabgabe, soll dazu dienen, dieses größtenteils nicht dokumentierte Gold aus Sicht des Staates quasi zu legalisieren.
Die Regierung versucht auf diesem Wege, kurzfristig fiskalischen Druck vom Kessel zu nehmen – angesichts eines Defizits im laufenden Jahr von drei Prozent.
Mit einem Goldregister würde sich Rom auffallend dem von der EU favorisierten Vermögensregister annähern. Ein vollständig durchleuchteter Bürger verlöre den letzten finanziellen Rückzugsraum und wäre für neue Belastungen jederzeit greifbar – etwa für eine Vermögenssteuer auf die nun erfassten Goldbestände. Das Prinzip ist bekannt: Es kommt in den meisten Staaten beim Immobilienkataster zum Einsatz.
Melonis Goldstrategie: Souveränität oder Kontrolle?
Unterm Strich bleibt festzuhalten, dass die Goldstrategie der Regierung von Giorgia Meloni ein zweischneidiges Schwert zu sein scheint. Auf der einen Seite ist der Versuch, die Unabhängigkeit von der Europäischen Zentralbank zu bewahren, nachvollziehbar.
Auch die mögliche Emission goldhinterlegter Staatsanleihen wäre ein interessanter Weg, die heraufziehende Schuldenkrise zu meistern und sich in einem Umfeld global steigender Zinsen und wachsendem Misstrauen gegenüber Staatsanleihen eine robuste Position auf dem Anleihenmarkt zu sichern.
Auf der anderen Seite aber ist es wieder typisch europäische Politik, den Bürger hinsichtlich seiner Finanzen zu durchleuchten, ihm mögliche finanzielle Rückzugsräume zu versperren – und ihn so seiner Souveränität zu berauben. Hoffen wir, dass die Golddokumentation ein ähnlicher Fehlschlag wird wie das Goldverbot in den USA unter Präsident Franklin D. Roosevelt im Jahr 1933, als die Mehrheit der Bürger die Kooperation mit dem Fiskus verweigerte.

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Hat denn die Bundesbank es endlich geschafft, das deutsche Gold mal nach Hause zu holen? Oder liegt das immer noch im Ausland?
Damit innerhalb des EZB-Systems die deutsche Bundesbank seine hohen Targetkredite ggü. der italienischen Zentralbank bei der Abwicklung des Euros nicht fällig stellen kann, muss das Gold der italienischen Staatsbank schnell verschwinden. Mario Draghi wird Giorgia Meloni sicherlich diesen dringenden Rat angesichts der französischen Überschuldung gegeben haben. Schließlich sind die italienischen Politiker nicht so dumm wie die deutschen, die beim finalen Knall des Euros insgesamt über 1,3 Billionen Euro Targetkredite abschreiben dürfen (ca. 50.000 Euro pro Steuerzahler),
Dazu werden noch etliche sonstige, an die Italiener ausgereichten Kredite kommen.
Ziemlich plausibel, was Markus Krall hier darlegt. Deckt sich im übrigens sehr mit den Sorgen der Volksökonomin Dr. Alice Weidel:
https://www.youtube.com/watch?v=hP9kkyBdvs8
Man soll also sein Gold „legalisieren“ und dafür auch noch eine Steuer zahlen? Welcher minderbemittelte Politiker denkt sich denn so etwas aus? Das soll wohl der Versuch sein, die privaten Goldbeständen zu erfassen. Denn den Rest an Vermögenswerten kennt der Staat ja schon: Immobilien, Konten, Depots, Versicherungsansprüche. Und diese Dinge kann einem der Staat teilweise oder ganz wegnehmen und wird das über kurz oder lang auch tun. Hat sich schon einmal jemand gefragt, warum fast alle „Finanzexperten“ Gold nur als ca. 10%-ige Beimischung empfehlen, als „Versicherung“? Und mit ihren Predigten offenbar Erfolg haben, wenn ich mich in Foren so umsehe?… Mehr
Dann werden Goldgeschäfte in den Untergrund verlagert und die Mafia freut sich.
Allein die Tatsache, dass gelegentlich Hortfunde gemacht wurden und werden, zeigt, dass das Vertrauen der Untertanen (neuzeitlich „Bürger“ oder „Souverän“ genannt) gegenüber der Obrigkeit seit Erfindung des Staates nicht sehr ausgeprägt war. Wie will der Staat außer mit Mitteln repressiver Gewalt eine Offenlegung privaten Edelmetallbesitzes erzwingen? Wie ein anderer Forist schon schrieb, wird diese „Legalisierungssteuer“ genutzt, um Schwarzgeld zu waschen. Aber das ist aktuell, wo der Staat selbst immer mehr zum Verbrecher mutiert, wohl normal.
Gleichzeitig sollen die Bürger ihre nicht deklarierten privaten Goldreserven durch eine einmalige Abgabe legitimieren….klingt sozialistisch!
„Mach ihm ein Angebot, dass er nicht ablehnen kann!“ Was unterscheidet die westlichen Staaten noch von Verbrecherorganisationen? Nur die Tatsache, dass sie ihre Gesetze zu Recht machen.
> Gleichzeitig sollen die Bürger ihre nicht deklarierten privaten Goldreserven durch eine einmalige Abgabe legitimieren.
Und irgendwann muss man 100% abgeben? Kürzlich habe ich einen Plakat aus dem Jahr 1915 gesehen: „Gold gehört in die Reichsbank“.
Alles was sammelwütige Reiche so horten wird vollständig vergessen. Was ist mit der blauen Mauritius oder all den millionenschweren Gemälden?
„Welcher Staat würde schon gern seine Währungsreserve in einer Währung wie dem digitalen Yuan anlegen, die im Falle politischer Reibereien per Knopfdruck jederzeit eliminiert werden kann?“ Bei allem Respekt für diese Meinung: Es investieren jetzt schon mehr Staaten in den Yuan als in den Euro. Warum? Das muss man nicht erklären, wenn man weiß , wo die EU wirtschaftlich steht und es wird noch schlimmer kommen. Ab 2027 soll Gas in die EU nur noch aus einer Richtung kommen. Und alles funktioniert weiter? 😂🤣 In den Digital-Euro, wenn er dann mal da ist, werden nur wirtschaftliche Tiefflieger investieren. Und politische… Mehr
Interessante Informationen, die sich einreihen lassen in die Vorboten grossen Ungemachs.